Marbach ist ein kleines Städtchen nördlich von Stuttgart, in dem es in vielen Ecken schillert.
Hübsch und ein wenig verschlafen thront die Altstadt auf einer steilen Anhöhe, unten schlängelt sich der Neckar durch eine weite Ebene – sehr schöne Fachwerkarchitektur, kleine Gassen, Stadttore, knapp 16.000 Einwohner.
Friedrich Schiller wurde 1759 in Marbach geboren. Er lebte dort mit seiner Familie zwar nur vier Jahre, aber dennoch wurde die Neckarstadt nach Schillers frühem Tod zum Zentrum der Dichterverehrung. Diese muss im 19. Jahrhundert beinahe kultisch gewesen sein.
Schillers Geburtshaus zog zahlreiche Besucher an und wurde 1859 zum Museum, die Schillerhöhe wurde angelegt, dort 1876 das Schiller-Denkmal aufgestellt und schließlich 1903 das Schiller-Museum eröffnet. Seit 1959 wird alle zwei Jahre der Schillerpreis verliehen und alljährlich findet die Schillerwoche in der selbsternannten Schillerstadt statt. Marbach gilt als einer der ältesten Touristenorte Deutschlands.
Mit der Schillerhöhe haben sich die Marbacher einen im wahrsten Sinne erhabenen Ort errichtet, denn man hat einen hervorragenden Blick über das Neckartal.
Das Schiller-Nationalmuseum thront dort strahlend weiß. Es wurde nach spätbarocken Vorbildern von den Stuttgarter Architekten Eisenlohr und Weigle erbaut und trägt seit 1922 diesen Namen.
Von Beginn an sollte es nicht nur als Museum, sondern auch als Literaturarchiv, dienen, als Ort der Bildung und der Forschung.
Heute beherbergt es in großzügig angelegten Räumen, modern umgestaltet nach Plänen von David Chipperfield, Shop, Café, Veranstaltungsräume und eine Dauerausstellung.
Die Ausstellung ist in ihrer abgedunkelten, kühlen Stille sehr beeindruckend, mit einer Sammlung von Kleidungsstücken über Handschriften bis hin zu gedanklichen Motiven. Wer nur kurz und flüchtig hinschauen kann und mag, soll ebenso angesprochen werden, wie derjenige, der Zeit hat sich zu vertiefen.
Das Schiller-Nationalmuseum wird von zwei modernen Gebäuden flankiert: dem Deutschen Literaturarchiv und dem Deutschen Literaturmuseum der Moderne.
Im Deutschen Literaturmuseum der Moderne möchte die Dauerausstellung die Seele der deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts ergründen. Zahlreiche Exponate aus der Zeit von von 1899 bis 2001 erfüllen diesen Anspruch eindrucksvoll. Kunst, Kreativität, praktische Alltagsangelegenheiten, der literarische Prozess – die konservatorisch bedingte Dunkelheit lässt all das viele Papier wie theatralisch inszeniert wirken. Das ist ein ganz starker Auftritt der Literatur!
Enzensbergers Poesieautomat und Wechselausstellungen ergänzen das Angebot diese wundervollen Museums.