Leipzig

Vor einigen Wochen war ich bei den Leipziger Typotagen. Eine sehr interessante Veranstaltung, die im Museum für Druckkunst stattfand, über das ich bestimmt noch berichten werde.
Als Abschluss stand ein typografischer Spaziergang auf dem Programm. Na, das war wie für mich gemacht! Obwohl ich ja schon mit dem Buchstaben-Blick durch die Welt gehe, staune ich doch immer wieder, wie oft ich Schrift im öffentlichen Raum nicht wahrnehme. An diesem Sonntagvormittag wurde mein Blick erneut geschärft.

Heutzutage ist Schrift an Gebäuden häufig eine Folie hinter Glas oder Plastik und das Ganze ist dann hinterleuchtet. In Zeiten, als das elektrische Licht noch etwas Besonderes war, waren die Beschriftungen vielmehr Bestandteil des Gebäudes, mal aus Metalllettern, mal als Inschrift oder als Teil des Mauerwerks.
Leipzig ist eine wahre Fundgrube für diese Art der »Hausschriften«. Es muss vor dem 2. Weltkrieg eine wirklich reiche Stadt gewesen sein. Die Messehäuser, Geschäftshöfe und das Neue Rathaus sind prächtig und kostbar ausgestattet. So ist z.B. bei Specks Hof die Gewölbedecke mit verziertem Leder ausgekleidet. Die stolzen Bürger und Kaufleute wollten ihre Stadt mit repräsentativen Gebäuden schmücken und so gibt es zahlreiche Schriftzüge, mal der Mode entsprechend jugendstilig, mal aus kostbaren Metallen.
Typografen waren wahrscheinlich nicht daran beteiligt, eher haben sich Architekten, Steinmetze oder andere Handwerker eine Schrift ausgedacht. Egal, mir hat es gefallen und ich hatte große Freude an dem Spaziergang.

buchstabenplus, Leipzig
1894/95
buchstabenplus, Leipzig
1899–1905
Die Beschriftung im Vordergrund ist die neuere.
buchstabenplus, Leipzig
1908
buchstabenplus, Leipzig
1908/09
buchstabenplus, Leipzig
1907–1910
buchstabenplus, Leipzig
1910–1912
buchstabenplus, Leipzig
1911/12
buchstabenplus, Leipzig
Sieht man auch nicht oft: die Architekten beschriften ihr Haus
buchstabenplus, Leipzig
1920/21
buchstabenplus, Leipzig
1924/25
buchstabenplus, Leipzig
1927–1929
buchstabenplus, Leipzig
1960er Jahre
buchstabenplus, Leipzig
um 1975
buchstabenplus, Leipzig
Ob das mal eine Leuchtreklame war?