Das wird ein langer Bericht mit vielen Bildern und wie ihr anhand der Nummerierung sehen könnt, kommen noch mehr Posts zu diesem Thema. Es gibt nun mal viele schöne Seiten in Detroit.
Die Stadt hatte ihre Blütezeit in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Unternehmen, die sich ansiedelten hatten großen Erfolg und mit dem Bau sehr aufwendiger Wolkenkratzer repräsentierten sie diesen – stilistisch und technisch auf der Höhe der Zeit.
Der wirtschaftliche Abstieg Detroits seit den 70er Jahren mag ein Grund dafür sein, dass viele dieser Bauten heute nahezu unverändert sind und ihnen ein Umbau oder Abriss in den 80ern erspart blieb. Manche dieser Gebäude werden derzeit behutsam saniert, manche strahlen schon in neuem alten Glanz und einige, wie z.B. der Book Tower, stehen noch grau und verlassen da. Alle diese Skyskraper findet man in Downtown und New Center.
Um mehr über die Architektur zu erfahren, nahm ich an der »Art and Archtecture« Walking Tour von Detroit Experience Factory teil – ein Non-Profit-Unternehen, in dem Detroiter den Besuchern ihre Stadt zeigen. Der Stolz, den sie empfinden, ist auch hier spürbar. Auf der Website heißt es »Detroit is big enough to matter in the world but small enough for you to matter in it«, eine Haltung, die mir immer wieder begegnet ist.
Dave führte uns zum »Spirit of Detroit«, einer Bronze-Skulptur, die den Menschen zwischen Gott und Familie zeigt. Den Namen bekam die Skulptur von der Bevölkerung, nicht vom Bildhauer Marshall Fredericks. Eingeweiht wurde sie 1958 und war seinerzeit die größte Bronzestatue seit der Renaissance. Dave erzählte von dem Glauben der Detroiter, die Stadt würde sich alle 100 Jahre erneuern. Ein Brand zerstörte 1805 die komplette Stadt, nur ein Haus blieb stehen. Sie wurde wieder aufgebaut und als die Entwicklung 100 Jahre später ins Stocken geriet, brachte die Autoindustrie Glanz und Wohlstand in die Stadt. Nun sind weitere 100 Jahre vergangenen und der Glaube an eine Renaissance, ein beliebtes Wort in Detroit, lässt die Menschen tatkräftig an der Zukunft basteln.
Es gibt viele kleine Projekte von denen ich noch berichten werde, und es gibt Dan Gilbert, der keine kleinen Brötchen backt. 2010 zog der Milliardär mit seinem Unternehmen Quicken Loans (und 1700 Mitarbeitern) zurück nach Downtown und kaufte in den vergangenen Jahren ca. 100 Gebäude, um sie zu renovieren und wieder nutzbar zu machen. Doch er kümmerte sich ebenso um banale Dinge, wie eine funktionierende Straßenbeleuchtung. Auch er ist erfüllt vom Geist Detroits und glaubt fest an den Aufstieg seiner Heimatstadt.
Nicht im Besitz von Dan Gilbert ist das Guardian Building. Es ist ein besonders schönes Gebäude – 40 Stockwerke hoch, verkleidet Ziegeln, den speziell angefertigten Guardian Brick, und wird auch »Detroit’s Cathedral of Finance« genannt. Architekt Wirt C. Rowland war ein Anhänger der Arts and Craft-Bewegung und hat viele bedeutende Gebäude in Downton geplant. Das Guardian Building gilt als sein Meisterstück. Nach nur 18 Monaten Bauzeit wurde es im April 1929 eröffnet.
Beschäftigt man sich mit der Architektur Detroits begegnet einem ein weiterer Name (sprichwörtlich) an jeder Ecke: Albert Kahn. Seine Familie war 1880 aus Deutschland nach Detroit gekommen und dort gründete er 15 Jahre später Albert Kahn Associates. Er baute Fabriken, Villen und Hochhäuser. Ca. 60 seiner Bauwerke befinden sich im National Register of Historic Places.
In Detroit hat er mehr als 50 Gebäude geplant – Albert Kahn Building, National Theatre und Vinton Building seht ihr in diesem Beitrag, die Packard Automotive Plant und Ford Highland Park Plant findet ihr hier.
Außerdem baute er das Fisher Building – auch bezeichnet als »Detroit’s largest art object«. Es gilt als das schönste Art Deco-Gebäude der USA und ist Kahns Meisterstück.
Die Fisher-Brüder bauten Karosserien (vor allem entwarfen und bauten sie für General Motors – unter anderem den Cadillac) und sind damit zu großem Reichtum gelangt. Sie wollten die Stadt Detroit und ihre Bewohner an ihrem Wohlstand teilhaben lassen und planten einen Riesenkomplex aus Bürohochhaus, Einkaufszentrum, Kino und Theater. Ein geeignetes Grundstück fanden sie in New Center, dem geografischen Mittelpunkt Detroits. 1927 beauftragten sie Kahn: er solle sich austoben und ihnen das schönste Haus der Welt bauen. Geld spielte keine Rolle.
Nach nur 15 Monaten Bauzeit eröffnete 1928 das Fisher Building – opulent und prächtig: 40 verschiedene Marmorarten, Granit, Messing und Kupfer. Skulpturen schmücken das Interieur, Fresken die Deckengewölbe. Es ist wirklich wunderschön!
Ja, es gibt so viel Schönes in Detroits Zentrum … und ich habe auch einige Buchstaben gefunden …
Allen, die sich für die Architektur Detroits interessieren, empfehle ich die Seite Historic Detroit. Dort erfahrt ihr viele Details über hunderte von Gebäuden, es gibt Infos zu den Architekten und vor allem viele Fotos – alt und neu.