Vor einigen Wochen war ich bei den Leipziger Typotagen. Eine sehr interessante Veranstaltung, die im Museum für Druckkunst stattfand, über das ich bestimmt noch berichten werde.
Als Abschluss stand ein typografischer Spaziergang auf dem Programm. Na, das war wie für mich gemacht! Obwohl ich ja schon mit dem Buchstaben-Blick durch die Welt gehe, staune ich doch immer wieder, wie oft ich Schrift im öffentlichen Raum nicht wahrnehme. An diesem Sonntagvormittag wurde mein Blick erneut geschärft.
Heutzutage ist Schrift an Gebäuden häufig eine Folie hinter Glas oder Plastik und das Ganze ist dann hinterleuchtet. In Zeiten, als das elektrische Licht noch etwas Besonderes war, waren die Beschriftungen vielmehr Bestandteil des Gebäudes, mal aus Metalllettern, mal als Inschrift oder als Teil des Mauerwerks.
Leipzig ist eine wahre Fundgrube für diese Art der »Hausschriften«. Es muss vor dem 2. Weltkrieg eine wirklich reiche Stadt gewesen sein. Die Messehäuser, Geschäftshöfe und das Neue Rathaus sind prächtig und kostbar ausgestattet. So ist z.B. bei Specks Hof die Gewölbedecke mit verziertem Leder ausgekleidet. Die stolzen Bürger und Kaufleute wollten ihre Stadt mit repräsentativen Gebäuden schmücken und so gibt es zahlreiche Schriftzüge, mal der Mode entsprechend jugendstilig, mal aus kostbaren Metallen.
Typografen waren wahrscheinlich nicht daran beteiligt, eher haben sich Architekten, Steinmetze oder andere Handwerker eine Schrift ausgedacht. Egal, mir hat es gefallen und ich hatte große Freude an dem Spaziergang.