Sie war eine große, schöne Frau, gehörte zur künstlerischen Bohème des Berlins der 20er Jahre, war eine der meist fotografierten Frauen dieser Zeit und stand vielen Künstlern Modell, auch Georg Kolbe, sie stellte international aus und war materiell unabhängig. Mit ihrem androgynen Aussehen verkörperte sie perfekt die Neue Frau der 20er Jahre – à la garçonne: die Bildhauerin Renée Sintenis (1888–1965). Und obwohl sie so modern und mondän wirkte, war sie als Mensch eher scheu. Die Tiere seien ihr näher, sagte sie – ihr Pferd Horaz, mit dem sie täglich im Tiergarten ausritt, die Hunde Philipp und Oscar – und so schuf sie seit 1915 Esel, Rehe, Hunde, Ziegen und immer wieder die geliebten Pferde. Meist kleine Tierplastiken in Bronze, häufig von tapsigen oder munter springenden Tierkindern.
Ihre bekannteste Skulptur aber ist der Berliner Bär. Er begrüßt seit 1957 am ehemaligen Grenzübergang Dreilinden nach Berlin Reisende, wird alljährlich anlässlich der Berlinale als Preis der Internationalen Filmfestspiele verliehen und wurde
John F. Kennedy 1963 bei seinem Berlin-Besuch von Willy Brandt überreicht.
Das Georg Kolbe Museum zeigt noch bis zum 30. März 2014 mehr als 100 Plastiken von Renée Sintenis – Tierfiguren, Sportler, Selbstporträts und Bildnisse ihrer Freunde, darunter auch Joachim Ringelnatz, ihrem sehr guten Freund. Der wiederum schrieb Gedichte für sie: die Nr. 1341 aus der hervorragenden Insel-Bücherei Im Aquarium in Berlin vereint Ringelnatz-Gedichte mit Sintenis-Illustrationen. Wunderschön!