Ich könnt schon wieder … mit der »Luise« rüberschippern auf die wunderschöne Pfaueninsel.
Im Winter hatte ich das gleichnamige Buch von Thomas Hettche gelesen und war ganz gespannt, mir alles anzusehen wovon ich gelesen hatte.
Doch zunächst ein paar Worte zum Buch: Es ist wunderschön ausgestattet! Ein blau changierender Leinenbezug, der an Wasser erinnert, ist geschmückt mit geprägten, weißen Pfauenfedern. Den Vorsatz ziert eine historische Karte – monochrom blau. Gesetzt ist das Buch in der Trinité, einer wundervoll eleganten Schrift, die der Holländer Bram de Does 1982 entwarf. Und so spiegelt die äußere Erscheinung des Buches sein Hauptthema: Schönheit.
Thomas Hettche verfolgt zwei Erzählstränge, zum einen das fiktive Leben der kleinwüchsigen Marie von Strakon, die tatsächlich im 19. Jahrhundert auf der Pfaueninsel gelebt hat, und zum anderen die Geschichte der Insel. Mir hat mit Abstand das Letztere besser gefallen!
Friedrich Wilhelm II. hatte sich auf der Pfaueninsel einen romantischen Rückzugsort für sich und seine geliebte Nebenfrau, Wilhelmine Encke, geschaffen. Einen Großteil der Insel beließ er im Urzustand und erzeugte so die Illusion einer exotischen, unberührten Welt.
Das weithin sichtbare weiße Schloss, 1794 erbaut, das eine Ruine darstellen soll, hat eine Fassade aus Holz, die Steinquader sind aufgemalt, ein Trompe-l’œil täuscht ein schmiedeeisernes Tor mit Blick in die weite Ferne der Landschaft vor. Am anderen Ende der Insel wurde die Meierei gebaut, ein so genannter Schmuckbauernhof im Stil einer gotischen Klosterruine. Die Pfauen wurden angeschafft und in einem Haus mit Seegras-Dach, das an einen Heuschober erinnern sollte, untergebracht. Der König wollte es ländlich und privat.
In großem Stil wurde die Pfaueninsel dann von Friedrich Wilhelm III. umgestaltet. Er engagierte Peter Joseph Lenné. Dieser ließ ab 1821 Anpflanzungen vornehmen und Wege neu angelegen, die immer neue, reizvolle Ausblicke ermöglichten; alles war fein und harmonisch abgestimmt – Wuchsformen, Laubfärbungen – und sollte doch ganz zufällig und natürlich wirken. Es wurde ein Rosengarten mit 2000 Rosenstöcken angelegt. Die Hofgärtner Fintelmann – Ferdinand, der Onkel, und später sein Neffe Gustav Adolph – kultivierten die damals noch sehr seltenen Hortensien und Dahlien (man nannte diese seinerzeit Georginen). Ein Bewässerungssystem, angetrieben durch eine Dampfmaschine im eigens errichteten Pumpenhaus, sorgte dafür, dass die Pflanzen gediehen. 1830 erwarb der König in Paris 42 große Palmen – man stelle sich den Versand per Schiff von Paris nach Berlin vor, die Palmen waren den Beschreibungen nach, wirklich groß … Es wurde ein beheizbares Palmenhaus errichtet, entworfen von Karl Friedrich Schinkel. Der außen modern-schlichte Glasbau war innen wie ein indischer Palast gestaltet. 1880 wurde das Palmenhaus durch ein Feuer zerstört.
Zuvor war das Palmenhaus ebenso wie die vielen exotischen Tiere – es gab u.a. Affen, Lamas, Kängurus, Bären, Löwen – ein Publikumsmagnet, denn die Pfaueninsel stand an einigen Tagen pro Woche Besuchern offen. Somit war sie mit ihren Gehegen, aufwendig gestalteten Menageriegebäuden und Volieren ein Vorläufer des Zoos, und tatsächlich sollte der Tierbestand mit etlichen Gebäuden 1842 dem neu gegründeten Zoologischen Garten in Berlin übereignet werden.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verfielen zahlreiche Gebäude oder brannten ab. Das preußische Königshaus nutze die Insel nicht mehr und die Mittel zur Instandhaltung wurden gekürzt. Wegen der schützenswerten Flora und Fauna wurde die Pfaueninsel 1924 als Naturschutzgebiet ausgewiesen – eines der ersten in Berlin. Heute steht sie auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.